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Heute zur Abwechslung mal ein kleiner Abstecher in die Gefilde des Todesmetalls. Thema: das neue Album der Polen
Behemoth. Lasst uns mit ein paar Betrachtungen zur Bandhistorie beginnen.
Nergal hat mit wechselnden Mitstreitern über die Jahre hinweg ein paar ziemlich gute Alben recht unterschiedlicher
stilistischer Ausrichtung auf die Menschheit losgelassen. "Sventevith" gefiel mit klassischem nordischen
Schwarzmetall, "Grom" als eher untypisches Werk mit ganz eigenem Klang. Danach hat man sich in Danzig auf Death
Metal eingeschossen und dabei wird es wohl bleiben, denn zu großartigen Veränderungen hat man scheinbar keine
Lust mehr. Evolution statt Revolution heißt heute die Devise und "Zos Kia Cultus" wird man danach bewerten
müssen, inwieweit Behemoth in diesem Punkt erfolgreich sind. Und das wird letzten Endes eine Frage des Geschmackes
sein. Sicher, Produktion und spielerische Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben, da gibt es nichts zu
meckern. Aber irgendwie hört man dem Album doch an, dass seit "Satanica" bei Nergal & Co. nichts Weltbewegendes
mehr passiert ist. Jenes Werk war ein Schlag in die Fresse, so aggressiv und energetisch, dass es dem Hörer
förmlich ins Gesicht gesprungen ist. Die damalige Frische vermisse ich auf dem neuen Album etwas. "ZKC" hört sich
an wie das Klischee vom dritten Album: der Neuigkeitswert ist dahin, dafür wurde der Stil verfeinert. In gewisser
Weise ist dies ja auch die dritte Veröffentlichung in "Satanica"-Richtung nach dem
un- entschlossenen "Pandemonic Incantations". Und unter "Stilverfeinerung" hat man sich das übliche vorzustellen, das
heißt kontrolliertere
Kompositionen, im Falle Behemoth sind das eben ab und zu langsamere Stücke und eine deutlichere Akzentuierung
musikalischer Feinheiten. Die Soli fallen sicher auch in diese Kategorie, obwohl das eine Entwicklung ist, auf
die ich verzichten könnte, berauben sie die Stücke doch eines Teils ihrer Durchschlagskraft.
Was jetzt so negativ klingt, ist natürlich alles nur halb so schlimm. "ZKC" ist zweifellos ein gutes Album und
getreu dem Motto "Make it or break it" steht den Polen wohl die Zukunft offen, wenn Avantgarde denn bereit sind,
genügend Schmiergelder zu zahlen. Es gibt ein paar richtig geile Songs, Nergals Organ ist überzeugend wie immer
und etwas Melodie hat auch noch niemandem geschadet. Statt neuen Ideen gibt es eben ausgeklügeltere Stücke.
"Satanica" bleibt zwar mein persönlicher Favorit der Death-Metal-Behemoth, aber das ist eben wie gesagt
Geschmackssache.
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