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Finnische Svartmetallmusiker sind, das ist spätestens seit Horna klar, eine arbeits- und veröffentlichungswütige
Spezies. Zweitere Eigenart jedoch ist keineswegs erstrebenswert, da man Gefahr läuft, sich ein Album anzuschaffen,
das als kleineres Format qualitativ weit mehr brilliert hätte. Mittlerweile ist auch Azaghal zu einer Art
Horna-Duplikat geworden, haut das Trio einem schließlich im Halbjahres-Takt LPs, Splits, EPs ohne wirklich
essentieller Materie um die Hörmuscheln. Bei dieser Gruppe gilt, natürlich vor Klischeemasse nur so triefend,
dieses gute, alte Sprichwort: Früher war alles besser.
Reichlich angepisst rasen Azaghal durch acht hasserfüllte Songs exklusive Outro aus der Knöpfchenfabrik. Schätzte
ich die erste Nummer angesichts der Spielzeit als Intro ein, traf mich nach Belehrung fast der Schlag: Meine
absoluten Lieblinge Algor dürften einiges von den Skandinaviern abgeguckt haben: Sowohl in puncto Rotz- als auch
Rockfaktor kollidieren die beiden miteinander. Am ehesten haben die Slawen aber beim Sound ihr Vorbild gefunden:
Kein oder zumindest demolierter Snareteppich, fast schon rauschende Gitarrenwände (bei den Lichtgeschwindigkeiten
kein Wunder, dass die PA so ihre Mühe hat, mitzukommen), nette Akustikeinschübe und ein knurrender Bass ergeben
zusammen den unverwechselbaren Klang. Ohne diese Elemente stünde es schlecht um Live-Garanten wie "Harmagedon"
(längerer Feger samt langsamer Akustikpassage) oder den erwähnten Opener "Kuningas Ruton Hovissa", seines
Zeichens musikalischer Blitz - wahnwitzig schnell und zerstörerisch. Je weiter sich der Hörer vorwagt, desto
öfter bekommt er es mit doch ruhigen, abwechslungsreichen Parts zu tun. Das siebenminütige "Kohti Uuden
Aikakauden Alkua" verlangt den Verantwortlichen nicht gleich alles ab, sondern steigert sich kontinuierlich. Es
kehrt gegen Liedmitte zum anfänglichen, zugegebenermaßen aus Standardriffs bestehenden Thema zurück, um danach
plötzlich in ein kurzweiliges, totales Inferno überzugehen, das keine Gefangenen macht. Aber auch Knaller wie
"Transilvania" oder "Hän Joka On Tuleva" begeistern anhand ihres sofort ins Ohr gehenden Aufbaus von Anfang
an.
Einen kleinen Haken hat das Ganze allerdings dann doch: Eben weil die
Lieder so eingängig sind, mangelt es an
Vielfältigkeit, welche wochenlang an den heimischen Apparat fesselt. Nach maximal zehn Durchläufen hängt das
Album zum Halse raus und landet umgehend in der staubigen Endstation, auch Regal genannt. Scheinbar haben dies
Azaghal genauso gesehen und versuchen jetzt, mit kaum erwähnenswerter Keyboard-Arbeit Freunde zu gewinnen. Ob
jenes Vorhaben fruchtet, wird sich im Laufe der Zeit zeigen. Hoffentlich nicht. |
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