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Solistitium Records ist - wie manch einer sicher schon bemerkt haben dürfte - auf dem Weg zu alter, neuer
Größe. Doch die Vorzeichen haben sich geändert. Während man in den Mittneunzigern vor allem mit einigen
norwegischen Semi-Klassikern für Aufsehen sorgte, sind es heute besonders Bands aus dem Süden Europas, die
das Solistitium-Banner hoch halten: Nach dem "Onyx" betitelten Paukenschlag der Griechen Nocternity schickt
Chefstratege Molitor dieser Tage Argar aus Spanien in die Schlacht, mit einer WMD namens "Grim March To
Black Eternity".
Mit den genannten Labelkollegen verbindet Argar mehr als nur die (grobe) geographische Herkunft - beide
Formationen haben vor ihren Solistitium-Debüts zwar solide, aber keine wirklich atemberaubende Musik gemacht.
Zu was Nocternity im Stande sind, hat sich mittlerweile wohl herumgesprochen - es müsste mit dem Unteufel
zugehen, wenn nicht auch Argar mit "Grim March To Black Eternity" viele neue Freunde finden. Denn die Spanier
sind zwar nicht sonderlich originell, bieten davon abgesehen jedoch erstklassigen Black Metal in Reinkultur.
Als Haupteinfluss muss ohne Frage Emperor genannt werden. Doch Argar kupfern nicht schamlos ab, sondern
bedienen sich lediglich der gleichen Zutaten, mit denen die Norweger "In The Nightside Eclipse"
zusammenbrauten. Geboten wird also abwechslungsreicher, nordischer Black Metal mit Keyboardunterstützung -
doch diese Beschreibung wird "GMTBE" zu keiner Sekunde gerecht. Sie verschweigt nämlich völlig, wie wunderbar
es den Südeuropäern gelungen ist, eine intensive, authentische Atmosphäre zu kreieren. Vom ersten Moment an
gibt es kein Entrinnen: Ohne Vorwarnung bricht "Solitude Of The Dead" mit einem frostigen Riff über den Hörer
herein und begeistert obendrein mit superbem Gitarrenklang: die sechs Saiten schneiden gnadenlos tief in
Fleisch und Seele - so würde ich das gerne viel öfter hören. Im Verlauf des Albums wird dann deutlich, dass
Argar - wie erwähnt - weit davon entfernt sind, einen Abklatsch alter Großtaten aus Akkerhaugen abzuliefern.
So gehen sie etwa weniger orchestral zu Werke, die Keyboards werden dezenter eingesetzt. Das gibt den
Gitarren natürlich mehr Spielraum und beschert uns im Verein mit dem energischen Schlagzeugspiel ein
grimmiges, bösartiges Album, das sowohl mit purer Raserei, als auch in eher getragenen Momenten durchgehend
mitreißt und mit einigen großartigen Melodien fasziniert.
Damit wäre von meiner Seite aus so ziemlich alles gesagt. Bleibt mir nur noch die dringende Empfehlung, ein
Stück wie "A Revelation In Solitude" nicht zu verpassen, bei dem sich Argar mit nebeligen Keyboards und
flirrend-irrlichternden Gitarren als weniger "matschig" produzierte, jedoch nicht weniger stimmungsvolle
Version von Lunar Aurora präsentieren. Oder das durch ausgiebige Klavierbegleitung veredelte "Furvus Avernus
II". Oder das zwischen Elegie und Entschlossenheit schwankende "A Grave For Us". Oder oder oder. Ihr wisst
sicher langsam, worauf ich hinaus will, oder? |
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