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Noch vor kurzer Zeit konnte das französische Label Adipocere/Oakenshield mit
dem Debütalbum von Nehëmah bei mir massenweise Pluspunkte sammeln. Doch anstatt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, macht sich Labelboss Christian
Bivel nun mit Macht daran, jeglichen Kredit zu verspielen. Gewiss, die Veröffentlichungshistorie von Adipocere
ist eher wechselhaft und neben Klassikern wie Sacramentum's Debüt-MCD gab's immer mal wieder mehr oder weniger
schmerzhafte Klangausfälle. Doch obwohl mir nicht die gesamte Diskographie gegenwärtig ist, kann ich mit
ziemlicher Sicherheit sagen, dass das hier vorliegende Album ein neuer Tiefpunkt des Labelschaffens sein muss.
Und so sei das Fazit schon vorausgeschickt: "Martyrs Of God" ist schlecht, sehr schlecht. Um ganz genau zu sein:
es ist derbe Scheiße. Ok, die Franzosen wissen schon, wie man eine Gitarre hält, und hörbar produziert ist das
Teil auch, das gibt schon mal einen Punkt. Doch weitere Pluspunkte kann ich beim besten Willen nicht ausmachen.
Dafür gibt es aber reichlich Kritik anzubringen. Erstens geht mir der Stil der Band völlig gegen den Strich.
Cradle Of Filth sind nun mal nicht gerade meine Vorstellung von Musik im Allgemeinen oder gar Black Metal im
Speziellen. Wenn also jemand ausgerechnet den zahnlosen Inselvampiren nacheifert, dann darf er nicht auf
Nachsicht hoffen. Zweitens wird das ohnehin niedrige Niveau des Vorbilds noch deutlich verfehlt. Zugegeben, ein
oder zwei erträgliche Melodien sind durchaus vorhanden, aber das ist bei völlig wahllosem Komponieren allein den
Gesetzen der Wahrscheinlichkeit zu danken (gibt aber trotzdem den zweiten Punkt - ich bin in gnädiger Stimmung...)
und wird außerdem durch diverse Nervfaktoren mehr als wettgemacht. Da sind zum Beispiel die erschreckend
penetranten Keyboards, die mir mit ihrem Gedudel sogar den Spaß an guter Gitarrenarbeit verderben könnten. Aber
darum brauche ich mich natürlich nicht zu sorgen, denn die Gitarren sorgen kaum für mehr Genuss als der billige
und affektierte Tastenzauber. Um die Ohrenfolter zu vervollständigen, haben uns Apostasia gleich noch einen
japanischen Drummer der übelsten Sorte beschert. Zwar behauptet das Labelinfo, der Trommler wäre Franzose, aber
sein hölzerner Akzent und sein fruchtloses Gewirbel verraten ihn als Gastarbeiter.
Eigentlich hat diese Schrottcombo gar kein Review verdient, aber Verrisse machen natürlich schon irgendwie
Spaß. Außerdem muss ich nach überstandener Ohrenqual irgendwo meinen Frust ablassen, und diese Band hat's sicher
verdient... Wo waren wir mit den Punkten stehen geblieben? Zwei bislang. Einen Punkt bekommt das Label für den
Mut, diesen Schund auf die Menschheit loszulassen. Macht nach Adam Riese drei Punkte. Ein Bienchen gibt's
obendrauf als Anerkennung für die Unverfrorenheit, mich mit einem derart wertlosen Album zu
belästigen.
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