ANGST

Divine Wrath (Demo 2003)


Trotz der Tatsache, dass die, zum damaligen Zeitpunkt, nur zwei Mitglieder hunderte Kilometer voneinander entfernt wohnen, klingt vorliegende Kassette, als ob sich die beiden jeden Tag im Proberaum treffen würden. Nun sind sie zu viert und schrauben gerade an ihrem erstes Album, welches im Laufe des Jahres unter Black Attakk Records erscheinen soll. Mit "Divine Wrath" strichen die Schweden bei diversen BMlern schon reichlich Sympathie-Punkte ein; warum dem so ist, sei hier nun ausführlich erklärt. 
Inhaltlich gucken sich Angst typische Trademarks einheimischer Bands ab, vor allem aber werden Erinnerungen an Crafts zweitem Longplayer wach. Gründe hierfür liegen im einfach strukturierten, vorpreschenden Material, dessen Rohheit ungeachtet der druckvollen Abmischung klar hervorsticht. Aber auch die bekannteren Brutalo-Acts Setherial oder Marduk sind, wenn auch ungleich schwerer, herauszuhören. Das ehemalige Duo will jedoch keineswegs wie ein billiger Abklatsch nationaler Truppen klingen, denn sie bauen überdies eigene Ideen in das Liedgut ein. Den Anfang des fünften Songs zum Beispiel machen getragene, dezent melancholische Akustik-Akkorde, ruhige Basseinlagen sowie ein niedriges Tempo. Diese Atmosphäre wird aber völlig unerwartet vom exzellenten, weil morbiden Stimmorgan Admirons "zerstört" - Einstellung auf bevorstehende Stakkato-Attacken ist angesagt und wird vom Zweier nicht enttäuscht. Ferner sticht das Intro hervor, dessen horrorfilmmäßige Stimmung samt Dialog-Sample à la "The suffering of strangers, the agony of friends...", verzerrten Kirchenglocken, ebensolchen Windgeräuschen etc. den idealen Einstieg für diese Kassette darstellt. Sogleich haut der nachfolgende Track im High-Speed-Rausch dem Hörer zornerfüllte, Marduk-beeinflusste Riffs, wütig klopfende, insgesamt sauberst eingestellte Drum-PC-Beats, die zuvor erwähnten gelungenen Vokaldarbietungen usw. nach. Das Titelstück ist zwar von ähnlicher Natur, indes um einiges Midtempo-lastiger, wenn nicht sogar abwechslungsreicher komponiert, zudem growlt der Frontshouter wesentlich öfter. Stück Nummer Vier bewegt sich hauptsächlich in mittleren Tempobereichen, scheut aber keineswegs vor kurzweiliger Rasanz zurück. 
"Creation Reversed" ist mit Abstand am selbstständigsten, zumal bezüglich Klampfen der Spagat zwischen schnellen und einfachen beziehungsweise langsamen Arrangements funktioniert, was für reichlich Staunen meinerseits sorgt. "Deathraped", lyrisch abweichend vom restlichen Material, begeistert nebst weiter oben angeschnittenem Anfang obendrein noch anhand des musikalisch eingängigen Refrains, welcher ausschließlich auf der fünften Hymne gegenwärtig scheint. Characith, seines Zeichens Gitarrist, Bassist und Synth-Programmierer, leistet ganze Arbeit: Allmählich steigert man sich vom ursprünglich cleanen Ausgangspunkt zur alles wegsprengenden Speed-Granate, die lediglich zwanzig Sekunden durch einen Bremsvorgang unterbrochen wird. Durchaus akkurat mischten Dead Silent Studios "D.W." ab; es schallt zwar etwas bombastisch aus den Boxen, dem Material hingegen schadete jener Schritt nicht. Sämtliche Instrumente ertönen genau richtig, selbst der Drumcomputer bekam ein ordentliches Klanggewand.
Fazit: Von Angst werden wir in der nahen Zukunft sicherlich noch viel Positives vernehmen. Obwohl innovative Evolutionen ausbleiben, dürfen nichtsdestotrotz exakt zweihundert Personen an diesem Tape ihre wahre Freude haben, Langzeitgarantie natürlich inbegriffen. Jedoch dürfte Angst's erstes Lebenszeichen nicht mehr allzu lange bei den allbekannten Labels erhältlich sein; Interessierte sollten demzufolge schnell zuschlagen. Lecker!

7/10

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Amicus
02.09.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 3 Argathon -
Laeknishendr 4 Johannes -
Erik 3 psephos -
sic - Amicus 7
IT -
Gesamtdurchschnitt: 4,3