ANGANTYR

Sejr (CD 2004)


Schwermütig eröffnet "En Falden Krigerer" die dunklen Seiten des zweiten Longplayers von Angantyr, dessen einziges Mitglied Ynleborgaz in vielen anderen Bands wie Zahrim, Holmgang oder Tågefolket wiederzufinden ist. Der Opener stellt zudem eine Ausnahme unter den insgesamt acht Beiträgen dar: Während anfangs beileibe nicht störende Synthesizer das audiovisuelle Sagen haben, drängt sich gegen Ende von "En..." eine ordentlich gespielte Violine in den Vordergrund, welche sich stets an den Themen-Akkord hält; den klampfenlastigen Rest ordne ich dem oberen Mittelfeld zu.
Sonst bietet das Ein-Mann-Projekt aus Dänemark gewohnt kalte Früh-Neunziger-Kost ohne außergewöhnliche, szenefremde Umsetzungen an. Man hört dem Burschen an, dass er viel Herzblut in seine Werke investiert hat, um sie den BM-Lunatics so schmackhaft wie möglich zuzubereiten, schließlich wird hier trotz eingeschränkter Instrumentenauswahl Vielfältigkeit groß geschrieben. "Sølverpilens Kald" zum Beispiel wird streng genommen von stolzen drei Riffs voran getrieben, die jedoch in so vielen unterschiedlichen Versionen vorgetragen werden, dass es einem die eigene Muttersprache verschlägt. Teils in 200 bpm-Phasen, teils im höheren Mid-Tempo voranpreschend, begeistert jenes Lied mit einer selten vorzufindenden riesigen Spielfreude seitens des Gitarreros / Bassisten / Schlagzeugers. Lediglich vokalistisch langweilt
Ynleborgaz etwas: Zwar wird stets hasserfüllt die Lyrik vorgetragen, Variationen sind indes nicht drin, auch auf den anderen Songs sucht man vergebens nach eventuellem Flüstern oder Ähnlichem. Nichtsdestotrotz stellen überdurchschnittliche Songs wie "Hadets Sorte Flamme" oder das Wechselbad schlechthin namens "Blodet Er Styrken" qualitative Volltreffer dar, welche auch nach hundertmaligem Hören Freude bereiten sowie versteckte Feinheiten erkennen lassen.
Klagenswerte Haken gibt es nebst fader Vokal-Leistungen dennoch: Neigt man dazu, Alben auf einmal zu hören, wird's spätestens nach dem tausendsten Anlauf extrem vorhersehbar beziehungsweise öde, weil der musikalische Inhalt gelegentliche Auflockerungen wie Samples vermissen lässt, was im Zeitraum des etwaigen Genusses aber von der zornerfüllten Atmosphäre aufgewogen wird, welche darüber hinaus einzelne, lediglich durchschnittliche Passagen schön ungeschliffen / innovativ präsentiert.
Wie schon zuvor erwähnt, sind sowohl die instrumentale Abstimmung als auch das gesamte Soundbild sehr große Pluspunkte. Viele vernehmbare Arbeitsstunden stecken in diesem Klangbild, das sicherlich Kinnladen seitens Studiobesitzern bis zum Erdmittelpunkt aufreißen könnte.
Fazit: Zweifelsfrei weiß "Sejr" kurzweilige Enthusiasmusstürme zu entfachen, scheitert allerdings an schleichendem Abnutzeffekt. Ungeachtet dessen ist "Sieg" (Translation ins Deutsche) ein weiteres Zeugnis sehr guten, dänischen Black Metals. Aufgrund weiter oben beschriebener Fehltritte lege ich acht Hölzer ins Angantyr'sche Feuer.

8/10

Official Website

 

Amicus
13.08.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 7 Johannes -
Laeknishendr 7,5 psephos -
Erik 8 Amicus 8
sic 8,5 Herr B. 7
Argathon -
Gesamtdurchschnitt: 7,7