AMMIT

Mass Suicide / Steel Inferno (CD 2004)


Leicht hatte es diese Formation, deren Name einer ägyptischen Dämonin entnommen wurde, in den nun dreizehn Jahren ihrer Existenz keinesfalls: Sie wurden von der Presse aufgrund ihrer Demos, von denen lediglich eines als richtige Gruppe eingespielt wurde, als schlechter Scherz abgestempelt und, um nur eine Situation zu nennen, 1998 der Frontmann mit Namen Count Czar Yang von der amerikanischen Immigrations-Polizei für einige Zeit in Gewahrsam genommen. Dass sich diese Ereignisse auch in den Texten der Band niedergeschlagen hat, dürfte außer Frage stehen. So wird im Lied "Vengeance Command" eine Gedankenbrücke zwischen "Sinners crawling" und den "fucking USA" gebildet, nebst unzähligen anderen Zeilen, die vor Rechtschreib- beziehungsweise Grammatikfehlern nur so wimmeln. Musikalisch verstehen sich Ammit als der perfekte Mix aus den Mittachzigern-Outputs von Sodom, Venom, sowie Bathory, wobei einem, sobald man die chilenische Herkunft realisiert hat, sofort das Fehlen von Tom Araya und Konsorten auffällt. Da es sich um eine Zusammenlegung zweier Alben und einer Studio Session, die in diesem Jahr stattfand, handelt, werden alle drei Werke getrennt beurteilt. 
Das erste Werk "Mass Suicide" beinhaltet nebst kryptischen Liedern, deren Intros meist länger als der eigentliche Song sind, eine bewusst grottige Produktion, die offensichtlich Erinnerungen an die audiovisuellen Legenden von den Machern von "Bombenhagel" etc. wecken soll. Dem ist indes bei weitem nicht so, da selbst die Sodomisten und der selige Quorthon auf ihren Referenz-Alben einen besseren Gesamtsound haben. Somit rumpeln sämtliche Instrumente vor sich hin, ohne auch nur den Hauch an ordentlicher Abstimmung aufzuweisen. Die Stücke selbst können unter solchen Umständen auch nicht mehr großartig beeindrucken, da die meisten Kompositionen entweder von oftmalig kopierten Trademarks anderer Bands oder den zuvor schon erwähnten merkwürdigen Einleitungen dermaßen überschattet werden, dass das zuerst als grauenhaft empfundene Klangbild nun auf einmal wie die vier Buchstaben auf den Eimer passt. Den negativen Höhepunkt stellt "Kill All The Angels" dar - massig Rückkopplungen von der Gitarrenfront (keine richtigen Melodien!), ein manisch brüllender Frontmann, der sich sowohl in Spanisch als auch in Englisch die Seele aus dem Leib schreit, ein wild frickelnder Bassist usw. kennzeichnen dieses Geräuschkonglomerat, das durchaus die Bezeichnung "Lückenfüller" verdient hat. Auf der anderen Seite darf sich "Posesíon" (ohne dazugehörender, nerviger, eineinhalbminütiger Introduktion) aufgrund seines knackigen Aufbaus mit dem Titel "bester Beitrag" schmücken, wobei sich jene Auszeichnung nur auf diesen ersten Teil der CD bezieht. Enden tut "M.S." mit einem doofen, esoterischen Outro, welches meinen mehr als zwiespältigen Eindruck von dem "Massensuizid" unterstreicht. Insgesamt ein schwaches Kapitel in der Geschichte des Quintetts aus dem Anden-Land. 
"Steel Inferno" lässt songtechnisch aufatmen: Wesentlich bessere Ideen wurden hier um ein vielfaches geschickter verarbeitet (es wird sogar auf die dämlichen Eröffnungspassagen verzichtet!), sodass kleine Zerstörungs-Hymnen wie "Vengeance Command" oder "Violent Poison" mich zum Bangen/Mitwippen auffordern. Leider verhindert die katastrophale Aufmachung wahre Begeisterungsstürme: Die ganze Zeit über haben die Klampfen einen Sound, der PC-Speakern verdammt ähnlich ist, ergo fällt die gute Stimmung des Rezensenten in den Keller, obwohl das Schlagzeug und die Vocals sogar besser als auf dem neueren "Mass Suicide" sind. Die Krönung des schlechten Geschmacks stellt allerdings "Death Moon" dar, dessen Esoterik-Klänge nicht nur schlecht klingen, sondern zudem Übelkeit hervorrufen bzw. die Skip-Taste zum nächsten Ziel wird. Zusammenfassend stellt das Stahlinferno eine weitere, diesmal soundtechnische Enttäuschung dar, deren Inhalt ein professionellerer Producer bearbeiten hätte sollen. 
Das wahre Highlight befindet sich am Ende dieser Compilation; "Being Death", "Cuero Negro", sowie "Ataud" sind die frischesten Attacken aus dem Hause AmmiT, welche nicht nur eine passable Koordination der einzelnen Musikwerkzeuge, sondern ebenfalls einige tolle Titel im Programm beinhalten. "Ataud", übrigens die letzte Collage des Fünfers, die sich auf der CD befindet, ist definitiv der absolute Höhepunkt: Während der Graf seine Strophen runterwürgt, growlt im Hintergrund ein sogenannter J. Slayer nach jeder Zeile dermaßen mächtig 'ATAUD!' ins Mikro, dass es einem die Freudentränen nur so rausschießt. Verbunden mit den vielen, genialen Geschwindigkeitsattacken kommt einem der bekannte Spruch "Das Beste kommt immer zum Schluss" in den Sinn. Summa summarum also die Rettung vor dem endgültigen Niedergang dieser Scheiblette! 
Fazit: Brauchen tut diese Zusammenstellung zweier Alben plus Rehearsals aus diesem Jahr niemand, jedoch sollte sich jeder mal mit dem geilen "Ataud" auseinander setzen... da bleibt kein Kopf ruhig stehen. Wenn sich AmmiT zusammensetzen und nach dem "Sarg"-Muster (so die korrekte Übersetzung des spanischen Titels des sprichwörtlichen Rausschmeißers) vorgehen, könnten sie in Zukunft die Presse von ihren Fähigkeiten ein für alle Mal überzeugen.
Mass Suicide: 3,5 | Steel Inferno: 4,5 | Studio Session 2004: 7

5/10

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Amicus
11.07.2004