ALLVATERS ZORN

Abschied (Demo 2001)


Ursprünglich aufmerksam wurde ich auf dieses Projekt durch den hervorragenden Beitrag zum "Wurzelgeister" Gemeinschaftstonträger und da mir bereits damals die eigenwillige und atmosphärische Art des Stückes "Am Sterbebette" gefiel, machte ich mich auch alsbald daran, nach weiteren Veröffentlichungen des Künstlers zu suchen. Und noch bevor ich das größtenteils noch erhältliche Demo Tape "Erbe verpflichtet" erwerben konnte, fiel mir durch einen glücklichen Zufall das offensichtlich bereits vorher erschienene "Abschied" in die Hände. Und dass dieser Zufall tatsächlich ein glücklicher war, bestätigte sich mir nach dem ersten Hördurchgang des Tapes, denn selten konnte mich eine Demoveröffentlichung derart fesseln wie diese. 
Begleitet von besinnlichen Keyboardklängen, welche dann ergänzt werden durch den Rhythmus einiger Trommeln, tritt man ein in das Reich von Allvaters Zorn. Und gerade als man sich in die hypnotische Wirkung des Gehörten ergeben will, bricht plötzlich ein eiskaltes Black Metal Inferno über einen herein, rasend und hasserfüllt, getrieben von einer Stimme, die der eines wütenden Trolls ähnelt. Doch nicht nur Raserei soll den Fortlauf des Stückes "Erbe verpflichtet" bestimmen, immer wieder blitzen auch kurze Momente der Ruhe auf, welche sich dann aber meist auch gleich wieder im Strudel der Aggression verlieren. Wer meint, dass sich dabei über die Distanz des gesamten Stückes (immerhin über 23 min.) irgendwann Langeweile einschleichen müsse, dem sei gesagt, dass die Instrumentierung mit ihren schnellen, aber auch immer wieder etwas langsameren, manchmal sogar "groovenden" Passagen, ebenso abwechslungsreich angelegt wurde wie der Gesang, welcher zwischen dem Black Metal typischen und klar gesprochenen/gesungenen Teilen hin und her wechselt.
Die wirkliche Offenbarung des Tapes sollte mich aber erst auf der B-Seite erwarten, welche eingeleitet wird durch das zornig-stampfende "Vermächtnis". Doch dann, nach einer kurzen Keyboard-Einleitung, erklingt das einmalige "Abschied", welches lediglich getragen durch seine hallenden, kräftigen Drums, epischen Klang-Teppiche mit immer noch unterschwellig präsentem Gitarrenklang und seinem wundervoll lyrischen Text, welcher durchgehend mit klarer Stimme gesprochen wird, eine unbeschreibliche Atmosphäre aufbaut, welche wahrlich schwer in Worte zu fassen ist. Dieses Stück, das entfernt an Burzum's "Det Som En Gang Var" erinnert, mag zwar kein reinrassiger Black Metal mehr sein, gibt aber der gesamten Veröffentlichung durch seine Andersartigkeit eine ganz besondere Note, die sich bei genauer Betrachtung in jedem der anderen Stücke ebenfalls wiederfindet. Der Gesamtklang des Demos ist dabei, verglichen mit manch anderer Veröffentlichung, insgesamt nur als wirklich erstklassig zu bezeichnen, da sich die raue und leicht hall-lastige aber dennoch kräftige Produktion ideal für die Art der Stücke macht. 
Insgesamt kann ich ohne Zweifel behaupten, dass das Demo mit zum Besten gehört, was ich aus dem deutschen Untergrund jemals gehört habe. Interessenten kann ich nur raten, sich entweder "Erbe verpflichtet" (ohne "Abschied" und "Vermächtnis") zuzulegen oder sich doch noch auf die Suche nach dem oben besprochenen Tape zu machen; es lohnt sich wirklich!

9/10

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Wolfsgrimm
17.06.2004