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Stinksauer war ich, als mir irgendwann klar wurde, dass Pasi Koskinen bei meinen damaligen Death Metal-Helden
Amorphis dem charismatischen und stimmlich genialen Frontgrunzer Tomi Koivusaari den vollen Anspruch auf's
Mikrophon absprechen wird. Nie wieder durften meine Ohren mit ähnlichem, gottgleichem Material wie
beispielsweise einem "Into Hiding" oder "Black Winter Day" verwöhnt werden. Demzufolge sank mein Interesse und
Gefallen an den neuen Amorphis mit jedem nachfolgenden Album. Doch lag ich mit meiner zickigen Vermutung, die
Finnen wären zu rockenden Familienpappis mutiert, scheinbar falsch, denn gerade dieser erwähnte Pasi Koskinen,
der den harschen Stilbruch Amorphis' quasi im Schlepptau hatte, bringt anno 2001 unter dem Namen Ajattara ein
originelles Stück düsteren Dark Metals auf den Markt. Zusammen mit zwei Kollegen namens Malakias und Atoni
beweist er auf "Itse", dass er auch anders kann.
Das hier vorliegende Gebräu aus groovenden Gitarren, Black Metal ähnlichem Gesang, wohlig unheimlichen
Synthieklängen und monoton stampfendem Drumming ist glücklicherweise völlig trendfrei und schielt in keine
Richtung jeglicher Mainstream-Stilistiken. Somit steht die Musik auf sympathische Art und Weise ganz allein
für sich und als ein Ganzes da und dürfte nur in wenigen Fällen den heutigen Amorphis-Anhängern zusagen. Denn
"Itse" strahlt in erster Linie Düsternis und Dunkelheit aus. Zäh kriecht die Musik aus der Anlage und versetzt
den Hörer in ein schon beinahe ritualähnliches Ambiente. Man sollte dieses Album in einem vollkommen lichtlosen
Raum und in allumfassender Ruhe genießen, damit es seine ganze Wirkung entfalten kann, denn es vermag vor dem
geistigen Auge vielerlei Licht- und Schattenszenarien zu erzeugen und ein fast schon hypnotisches Gefühl im
Hörer zu wecken. Im Grunde spielen Ajattara mit den ganz individuellen Fantasien eines jeden, der sich ihrer
Musik aussetzt. Doch kann das alles auch nach hinten losgehen. Denn durch das ganzzeitlich kaum wechselnde
Tempo läuft "Itse" Gefahr, für den einen oder anderen pure Langeweile darzustellen. Trotz der tollen Melodik
und den finsteren Riffs kann es sein, dass die dennoch erzeugte Monotonie missverstanden wird - egal ob gewollt
oder nicht - und genau das Gegenteil erzielt wird. Soll aber jeder Interessent selbst herausfinden, was diese
Scheibe bei ihm nun bewirkt, das heißt die Empfehlung, ein paar Stücke vorher anzutesten, ist durchaus
angebracht.
Die Produktion ist wirklich makellos und es sind sogar zwei herausragende (persönliche) Überflieger vorhanden,
nämlich der Opener "Yhdeksäs" und das gewichtige "Ägräs", obwohl es bei dieser Art Musik eher weniger auf die
Individualität der Stücke, als viel mehr auf den Eindruck des Gesamtwerkes ankommt. Mit "Itse" haben die
Finnen ein vielleicht zweischneidiges, aber trotzdem herrlich atmosphärisches Debut vorgelegt.
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