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Richtig,
was haben Acheron in einem Black Metal-Index verloren? Um nicht groß
ums satanische Süppchen herumzuschwallern, sag ich einfach: Ich weiß
es nicht. Da mir nun aber deren neuestes Release "Decade Infernus
1988-1998" vor Augen geführt wurde, ich die Amis eh cool finde und
gewisse grundsätzlich ideologische Parallelen zum schwarzen Stahl nicht
von der Hand zu weisen sind, widme ich mich gern dieser Art Best
Of-Veröffentlichung und sehe es als etwas Besonderes an, ein reines
Death Metal-Werkchen reviewen zu dürfen. Denn nur dessen wird man hier
fündig. Acheron schmissen, wie im Titel zu erahnen, würdige Tracks
ihrer bisherigen Laufbahn auf 2 Silberfrisbees und bieten somit für
Neueinsteiger in ihre Zunft eine gute Zusammenfassung der bisherigen
Schaffensphase. Die Musik der mittlerweile auch nicht mehr ganz frischen
Staatenbewohner zu erläutern, ist eigentlich fast zu simpel, sofern der
geneigte Leser um die nötigen Informationen weiß. Auf der Tagesordnung
steht gewohntermaßen beinahe typisch amerikanischer Death Metal mit
teils recht eindeutigen Thrash-Einflüssen. Tiefgestimmte Gitarren,
durch Riffs zum Ausdruck gebracht, die hier und da an ganz alte Death
(R.I.P.) erinnern, zeitweise sogar einen Obituary-ähnlichen Groove
vorweisen können oder schlicht und allgemein nach den internationalen,
todesmetallischen Frühneunzigern klingen, beherrschen das Gesamtbild.
Selten, aber auffallend, wird die beschriebene Saitenchose von ebenso
für diese Epoche repräsentativen, filigranen, teils sogar recht
schwermetallisch anmutenden Soli durchkreuzt. Diesen Zutaten mengt sich
ein gut verständliches, gleichfalls totes Organ bei und dazu passendes,
abwechslungsreiches Drumming gibt den Takt vor, was schließlich einen
Midtempo-Wein entstehen lässt, der für Nostalgie und metallische
Altertümlichkeit steht und dem passenden Klientel womöglich munden
würde. Für den korsetttragenden BMer ist das hier allerdings nichts, zu
gering sind die Einflüsse aus der schwarzen Seite des Hartstahlsektors.
So lassen sich nur die folgenden Charakteristika so interpretieren
beziehungsweise erklären, dass sie in ein Black Metal-würdiges Gewand
passen: Klanglich klar, aber zu indirekt und summend, als dass sie dem
damaligen DM-Standard entsprechen könnte, macht die Produktion auf sich
aufmerksam. Hinzu kommen gewisse Harmonien und Melodielinien
(gelegentlich von einem Keyboard dargebracht), welche sehr wohl auch auf
einer Scheibe erwähnten Gegenpols Platz gefunden hätten. Vokalistisch
lässt sich vor allem eine gewisse Note dieses Extrem Metal-Gebiets am
deutlichsten bei Stücken erhaschen, die den Alben "Lex
Talionis" und "Anti-God, Anti-Christ" entnommen sind.
Doch spricht sicherlich allein die spirituelle Ausstrahlung jener Band,
rund um die Kult-Ikone Vincent Crowley, nicht nur ihre eigenen Verse
und somit Klartext, wahrscheinlich rechtfertigt allein diese
individuelle Eigenschaft auch eine stetige Verbindung Acherons mit der
Black Metal-Szene. "Decade Infernus 1988-1998" erfüllt somit
nicht nur die Aufgabe einer bandeigenen Zusammenfassung vergangener
Kreationen, sondern bietet gleichzeitig auch einen historisch bildenden
Einblick in die Ursprünge satanischer und okkulter Metal Musik, welche
wohl als Grundstein des Black Metal-Gefüges, wie wir es heute kennen,
angesehen werden müssen. Amen. |
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