ACHERON

Decade Infernus 1988-1998 (2CD 2004)


Richtig, was haben Acheron in einem Black Metal-Index verloren? Um nicht groß ums satanische Süppchen herumzuschwallern, sag ich einfach: Ich weiß es nicht. Da mir nun aber deren neuestes Release "Decade Infernus 1988-1998" vor Augen geführt wurde, ich die Amis eh cool finde und gewisse grundsätzlich ideologische Parallelen zum schwarzen Stahl nicht von der Hand zu weisen sind, widme ich mich gern dieser Art Best Of-Veröffentlichung und sehe es als etwas Besonderes an, ein reines Death Metal-Werkchen reviewen zu dürfen. Denn nur dessen wird man hier fündig. Acheron schmissen, wie im Titel zu erahnen, würdige Tracks ihrer bisherigen Laufbahn auf 2 Silberfrisbees und bieten somit für Neueinsteiger in ihre Zunft eine gute Zusammenfassung der bisherigen Schaffensphase.
Die Musik der mittlerweile auch nicht mehr ganz frischen Staatenbewohner zu erläutern, ist eigentlich fast zu simpel, sofern der geneigte Leser um die nötigen Informationen weiß. Auf der Tagesordnung steht gewohntermaßen beinahe typisch amerikanischer Death Metal mit teils recht eindeutigen Thrash-Einflüssen. Tiefgestimmte Gitarren, durch Riffs zum Ausdruck gebracht, die hier und da an ganz alte Death (R.I.P.) erinnern, zeitweise sogar einen Obituary-ähnlichen Groove vorweisen können oder schlicht und allgemein nach den internationalen, todesmetallischen Frühneunzigern klingen, beherrschen das Gesamtbild. Selten, aber auffallend, wird die beschriebene Saitenchose von ebenso für diese Epoche repräsentativen, filigranen, teils sogar recht schwermetallisch anmutenden Soli durchkreuzt. Diesen Zutaten mengt sich ein gut verständliches, gleichfalls totes Organ bei und dazu passendes, abwechslungsreiches Drumming gibt den Takt vor, was schließlich einen Midtempo-Wein entstehen lässt, der für Nostalgie und metallische Altertümlichkeit steht und dem passenden Klientel womöglich munden würde.
Für den korsetttragenden BMer ist das hier allerdings nichts, zu gering sind die Einflüsse aus der schwarzen Seite des Hartstahlsektors. So lassen sich nur die folgenden Charakteristika so interpretieren beziehungsweise erklären, dass sie in ein Black Metal-würdiges Gewand passen: Klanglich klar, aber zu indirekt und summend, als dass sie dem damaligen DM-Standard entsprechen könnte, macht die Produktion auf sich aufmerksam. Hinzu kommen gewisse Harmonien und Melodielinien (gelegentlich von einem Keyboard dargebracht), welche sehr wohl auch auf einer Scheibe erwähnten Gegenpols Platz gefunden hätten. Vokalistisch lässt sich vor allem eine gewisse Note dieses Extrem Metal-Gebiets am deutlichsten bei Stücken erhaschen, die den Alben "Lex Talionis" und "Anti-God, Anti-Christ" entnommen sind. Doch spricht sicherlich allein die spirituelle Ausstrahlung jener Band, rund um die Kult-Ikone Vincent Crowley, nicht nur ihre eigenen Verse und somit Klartext, wahrscheinlich rechtfertigt allein diese individuelle Eigenschaft auch eine stetige Verbindung Acherons mit der Black Metal-Szene.
"Decade Infernus 1988-1998" erfüllt somit nicht nur die Aufgabe einer bandeigenen Zusammenfassung vergangener Kreationen, sondern bietet gleichzeitig auch einen historisch bildenden Einblick in die Ursprünge satanischer und okkulter Metal Musik, welche wohl als Grundstein des Black Metal-Gefüges, wie wir es heute kennen, angesehen werden müssen. Amen.

7/10

Official Website
Kommentar abgeben

 

sic
17.07.2004


Redaktionsbewertung:
azaghal 7 Argathon -
Laeknishendr 6 Johannes -
Erik 5 psephos -
sic 7 Amicus 7
IT -
Gesamtdurchschnitt: 6,4