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"Schon
mal was von Abigor gehört, mein Freund?" - "Jau die Nachthymnen ey die is sowas von geil Alter ey,
total genial Mann!". Das ist nicht nur landläufiger Sprachstil, sondern auch ziemlich sicher landläufige
Meinung, was die mittlerweile verblichenen Abigor angeht. Übrigens habe ich mir diesen tiefschürfenden
Dialog nicht aus den Fingern gesogen, den musste ich mehr als einmal über mich ergehen lassen.
Da stellt sich die Frage, ob neben Einbußen im Ausdrucksvermögen auch die Urteilsfähigkeit gelitten hat.
Das lässt sich getrost verneinen, denn "Nachthymnen" ist durchaus ein geniales Album, wenn auch nicht
unbedingt geil. Geil ist "Apokalypse", die nur deswegen selten jemand geil findet, weil sie einfach keiner
kennt. Mini-CDs werden in Diskographien ja gerne stiefmütterlich behandelt, was angesichts dreistester
Veröffentlichungen von Polterdemos, Vorproduktionen oder misslungenen Remixen kein Wunder ist. Im Falle von
"Apokalypse", vor "Supreme Immortal Art" in zwei Tagen eingespielt, ein Vergehen der gröbsten Art - denn
diese sechs Stücke sind das bei weitem Roheste und Gewalttätigste, was die drei Österreicher je geleistet
haben. Ich erinnere mich noch gut an das Review eines Kollegen im Hammer, der sich über den "fürchterlichen
Sound" beklagte und sich wünschte, so rohe Musik würde einmal in eine "professionelle Produktion" gekleidet
werden. Wer über die Meisterleistung dieser wirklich einmalig apokalyptischen Klangwand so etwas schreibt,
der kann - unter uns - echt nur bei Agathodaimon spielen...
Ohne Intro, ohne Outro und ohne eine einzige Keyboardnote prügelt sich das Trio durch sechs Stücke, die
zusammen gerade 18 Minuten Spielzeit ergeben. Die Geschwindigkeit liegt irgendwo zwischen Midtempo und
Hyperblast (wie beispielsweise in "Verwüstung" oder "Ein Hauch von Kälte"), wobei gesagt werden muss, dass
T.T.s emotionale und energiegeladene Art und Weise des Schlagzeugspielens nie Langeweile aufkommen lässt
und sogar den billigsten Prügelpart virtuos klingen lässt. Bei einer derartig polternden Snare und den
messerscharfen Becken weiß man auf einmal auch wieder, wie Black Metal sein sollte (und vor allem, mit dem
Gedanken an das eben erwähnte Review, wie er nicht sein sollte). Die Gitarren flirren wie sie es stets bei
Abigor taten und erwecken angesichts ihrer Agilität den Eindruck, ein Hyperaktiver habe sie komponiert;
Silenius ist am Mikro auch noch mit ganzem Elan dabei und sorgt mit verhallten Schreien und bösartigen
Texten für den letzten Tropfen, der das Fass Black Metal zur "Apokalypse" überlaufen lässt. Der Höhepunkt
deutet sich im fünften Stück "Tu Es Diaboli Juna" an, in dem sich das Tempo von schnell über megaschnell bis
zur Raserei steigert und Silenius dabei voller Inbrunst schreit: "Tu es diaboli juna - Du wirst Dich immer
erinnern an diese Nacht voll endloser Schmerzen! Sanctus Satanas! Ave Satanas! Rege Satanas! Dominus Satanas!
Bezeugt meinen Ritus, bezeugt meinen Sieg! Es ist vollbracht!". Oh ja, es ist vollbracht - und wie das so
oft mit den wirklich großen Ereignissen ist: keiner hat was davon gemerkt.
Für eine ganze schmerzvolle Nacht reicht diese stilvoll in schwarz-weiß gehaltene Scheibe leider nicht aus
(deshalb nicht die volle Punktzahl), aber dafür für den kurzen, intensiven Hassanfall zwischendurch. |
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