TUMULUS - Wodureid

Wodans Jagd

Schlachtrösser tragen durch's uralte Tor
die Heerhaufen, welche die Norne erkor.
Kriegsrufe schallen und funkelnde Wehr
strahlt siegesverheißend durch Dunstschleier her.

Kampfhämmer schwingend, so fahr'n sie darein,
daß Furchtrunen lähmen der Argen Gebein.
Von Kriegsblut geziert leuchtet Nordlandes Stahl
uns voran in die Schlacht, der Walkürenschar zur Wahl...
für Wodans Saal.

Gefärbet rot in Leichensee,
der von tausend Wunden rinnt,
geben uns're todten Leiber Kunde,
von welchem Heer wir sind.

Der zu jenem Streit herbei uns rief,
uns den Weg weist grimmgemut
und der Pfeiler uns'rer Stärke ist,
wohnt gar tief in unser'm Blut.

Durch Dunkel und Schnee ziehet Walvaters Heer,
es zehren die Streitaxt, das Schwert und der Ger.
Mit asischer Kraft über feindliche Reih'n
sei Gungnir geworfen, das Opfer zu weih'n !

Es klaffen uns Wunden, doch bringen kein' Tod
bis Wigrid erbebt und der Muspellbrand loht;
gefallen durch's Schwert wir sind wiedererwacht.
Wir reiten mit Wodan beim Julsturm in die Schlacht.

Zurück von der Heerfahrt wir reiten durch's Tor.
Es warten die Schildmaiden Wodans davor,
die Hörner gefüllt mit dem Äl von der Geiß.
Die Skalden laßt singen der Schlachtgötter Preis !

Heil dir, du Banner - in Vorzeit gewebt -
der Sieg sei mit dir, wenn der Sturmwind sich hebt;
der Sturmwind, der uralte Lieder uns singt
und Walvaters Kriegsvolk zu uns auf's Schlachtfeld bringt.
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Der grimmig Tod

Der grimmig Tod mit seinem Pfeil
tut nach dem Leben zielen,
sein´ Bogen schießt er ab mit Eil
und läßt nicht mit sich spielen.

Das Leben schwindt wie Rauch im Wind,
kein Fleisch mag ihm entrinnen,
kein Gut noch Schatz findt bei ihm Platz,
du mußt mit ihm von hinnen.

Kein Mensch auf Erden sagen kann,
wann wir von hinnen müssen,
wann kommt der Tod und klopfet an,
so muß man ihm aufschließen.

Er nimmt mit Gewalt hin jung und alt,
tut sich vor niemand scheuen.
Des Königs Stab bricht er bald ab
und führt ihn an den Reihen.

Vielleicht ist heut der letzte Tag,
den du noch hast zu leben.
O Mensch, veracht nicht, was ich sag :
nach Tugend sollst du streben !

Wie mancher Mann wird müssen dran,
so hofft noch viel der Jahren,
und muß doch heint, weil d' Sonne scheint,
zur Hel hinunter fahren.

Der dieses Liedlein hat gemacht,
von neuem hat gesungen,
der hat gar oft den Tod betracht´,
letztlich mit ihm gerungen.

Liegt jetzt im Hohl, es tut ihm wohl,
tief in der Erd verborgen.
Sieh auf dein Sach, du mußt hernach,
es sei heut oder morgen.
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Sunnwend

Heil sangen sie dem Hohen,
den Hödurs Pfeil geraubt,
rings krönten Baldurfeuer
der Bergriesen Haupt...

... Du hast sie oft getragen, sahst,
Berg, sie glühend loh'n,
sahst sie zum Weltbaum ragen,
zu Walvaters Thron.

Nach der Weihstatt aus
diesigem Tal allhinauf zum Thingplatz fuhr
ein stolzer Stamm, fest in Treue wie Stahl.
Flammend strahlte weit ihr Schwur.

Unter Windhufen sprühte die Glut.
Skalden priesen Kampf und Sieg,
sangen von des Wand´rers Wißtum und Wut.
Jeder lauschte, alles schwieg.

Im Hain bei Ahnenhügeln netzt Wundborn grauen Stein.
Blutrot wirft Asafeuer gen Midgard noch Schein.

Ahnengut in uns ruht -
stammt von Urväters Blut -
weihevoll in uns loht ...
bis zum Tod.

Gleich der Schwade von heiligem Brand
steht ein Schwur ob Thüringland;
seine Flammen künden hell in die Nacht :
Deine Söhne halten Wacht !