EXORIAL - Reflektionen auf Leben und Tod
Blutfontänen
Mir scheint, zuweilen rinnt mein Blut in Wellen
Wie Schluchzer rhythmisch aus Fontänen quellen
Ich hör es lange murmelnd mir entschwinden
Versuch umsonst die Wunde aufzufinden
Die ganze Stadt durchfließt es in Gerinnseln
Aus Pflastersteinen macht es kleine Inseln
Es löscht das Dürsten jeder Kreatur
Und rötet allerorten Wald und Flur
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Weit von Gottes Angesicht
Stets fühl ich, wie der Dämon mich bedrängt
Wie Luft ungreifbar hält er mich gefangen
Ich saug ihn ein, von seiner Glut versengt
Und angefüllt mit sündigem Verlangen
So manches Mal - er kennt den Hang zum Schönen
Verbirgt er sich verführerisch in Frauen
Um mich an ekle Tränke zu gewöhnen
Erheuchelt er den Vorwand sie zu brauen
Er führt mich weit von Gottes Angesicht
Keuchend und bis Erschöpfung mich zerbricht
Und wirft mir in die Blicke voll Empörung
Klaffende Wunden, ein beflecktes Kleid
Blutiges Gepränge der Zerstörung
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Die Suche
Unersättlich gierig ist mein Suchen
Nach der Dunkelheit und dem Ungewissen
Ich will nicht jammern und nicht fluchen
Wie Ovid, da er aus Rom verwiesen
Sind die Leichenzüge meiner Träume
Und ihr Leuchten, Schein der Unterwelt
Hölle, worin sich mein Herz gefällt
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In deinen Armen
Wenn du das willst was ich will
Wenn du das brauchst was ich brauche
Verbringe den tag um dich zu wundern
Bewahre die Nacht um dich zu erinnern
Hinter dem Schwarz, den jeder Tag bringt
Steigt die Freude auf die dich umgibt
Öffne deine Arme und halte mich
Hier könnte ich sterben
Das Paradies verblasst im Vergleich zu dir
Ich sehe es in deinen Augen
Ich fühle es in deiner Berührung
Lass mich fließen
lass mich glühen
In deinem Geist
In deiner Seele
Überall immer
Werde ich für dich da sein
Überall immer
Werde ich mit dir sein
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Ode an die Würmer
Ich will in fetter Erde voller Schnecken
Mir selber eine tiefe Grube wühlen
Dort kann ich meine alten Knochen strecken
Mich wie ein Hai im Meer vergessen fühlen
Oh Würmer! Freunde, ohr- und augenlos
Ein Toter kommt zu euch, frei und famos
Mögt reuelos euch durch meine Reste winden
Und sagt mir, kann man auch jetzt noch Qualen finden?
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Geburt und Tod der Wesen
Was geboren ist wird sterben
Was zusammengetragen wurde wird zerstreut
Was sich aufgehäuft hat wird erschöpft
Was aufgebaut wurde wird zusammenbrechen
Und was hoch hoch war wird niedrig sein
Unser ganzes Dasein ist flüchtig
Wie Wolken im Herbst
Geburt und Tod der Wesen
Erscheinen wie Bewegungen im Tanz
Ein Leben gleicht dem Blitz am Himmel
Die Natur von allem ist illusorisch
Der Körper liegt flach auf dem Sterbebett
Stimmen wispern letzte Worte
Im Geist vergeht eine letzte Erinnerung
Wann wird dieses drama dir geschehen?
Wann?